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Vermögen online verwalten lassen – was sind Robo-Advisors?

von Oliver Schoch
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Robo-Advisors

Am Finanzmarkt gab es in den vergangenen Jahren einige Neuerungen. Dazu zählen inzwischen seit über zwei Jahren auch die sogenannten Robo-Advisors. Wer sein Vermögen als Kunde und Anleger online verwalten lassen möchte, der ist bei diesen Anbietern genau an der richtigen Stelle. Doch worum handelt es sich bei Robo-Advisors eigentlich, wie funktionieren sie und welche Vor- und Nachteile bestehen gegenüber einer klassischen Vermögensverwaltung, die nach wie vor von Banken angeboten wird? Diese und weitere Fragen möchten wir im Folgenden gerne beantworten.

Worum handelt es sich bei Robo-Advisors?

Robo-Advisors sind zunächst einmal Finanzdienstleister, die im Bereich der Geldanlage tätig sind. Es muss sich dabei nicht zwangsläufig um Online-Vermögensverwalter handeln, auch wenn mittlerweile die Mehrzahl der Markt tätigen Anbieter in dieser Rubrik tätig ist. Trotzdem gibt es zwei große Gruppen von Robo-Advisors, nämlich zum einen die Finanzanlagenvermittler und zum anderen die Online-Vermögensverwalter. Der Unterschied besteht in erster Linie darin, dass Finanzanlagenvermittler Kunden lediglich Empfehlungen aussprechen dürfen, wie sie ihr Kapital anlegen können. Digitale Vermögensverwalter hingegen haben eine weiter reichende Erlaubnis seitens der BaFin und können tatsächlich die Verwaltung des Vermögens für den Kunden übernehmen. Für die meisten Anleger ist diese Gruppe deutlich interessanter, sodass auch wir uns im folgenden Beitrag nur mit den Robo-Advisors beschäftigen möchten, die über eine BaFin-Erlaubnis verfügen und somit als Vermögensverwalter am Markt auftreten.

Wie funktionieren Robo-Advisors?

Davon ausgehend, dass es sich beim jeweiligen Robo-Advisors um einen digitalen Vermögensverwalter handelt, möchten wir an dieser Stelle deren Funktionsweise etwas näher erläutern. Zunächst einmal sollten Sie einen Vergleich der Anbieter vornehmen, denn inzwischen existieren mehr als 30 Robo-Advisors am Markt. Diese unterscheiden sich in einigen Punkten, insbesondere:

  •  Strategie
  •  Konditionen
  •  Portfolio
  •  Auswahl der Anlageprodukte
  •  Rein technisch basiert oder hybrid

Erklärungsbedürftig ist sicherlich vor allem der letzte Punkt, nämlich ob es sich um rein technisch basierte Robo-Advisors oder um sogenannte hybride Anbieter handelt. Die ersten digitalen Vermögensverwalter am Markt waren diejenigen, die Anlageentscheidungen ausschließlich auf Grundlage mathematischer Algorithmen trafen und daher zu den rein technisch basierenden Robo-Advisors zählten. Die Strategien werden dort durch eine Auswahl an Finanzprodukten faktisch ausschließlich auf bestimmten finanzmathematischen Algorithmen und Programmen getroffen. Seit einiger Zeit ist allerdings eine Art Wandel am Markt festzustellen, denn die meisten neueren Robo-Advisors nutzen sogenanntes hybrides System. Dies bedeutet, dass auch diese Anbieter finanzmathematische Algorithmen im Einsatz haben, aber zusätzlich noch Vermögensverwalter aus Fleisch und Blut agieren. Das hybride Modell geht also im Grunde wieder etwas zurück zur klassischen Vermögensverwaltung, bei der in erster Linie Vermögensverwalter tätig sind.

Darüber hinaus funktionieren nahezu alle digitalen Vermögensverwalter auf die gleiche Art und Weise: Sie melden sich auf der Plattform an, indem Sie einige persönliche Angaben machen. Anschließend findet eine Befragung statt, das sogenannte Onboarding. Dies beinhaltet einige Fragen zu Ihrem bisherigen Erfahrungen mit anderen Produkten, Ihrem Vermögen und auch Ihre Ziele werden abgefragt. Dies dient dazu, dass der Anbieter anschließend das möglichst für Sie optimal passende Portfolio offerieren kann. Dieses können Sie auswählen, anschließend die gewünschte Anlagesumme überweisen und schon beginnt die digitale Vermögensverwaltung.

Zu den Fragen, die im Rahmen des Onboarding gestellt werden, zählen zum Beispiel:

  1.  Über welches Vermögen verfügen Sie?
  2.  Wie hoch ist Ihr monatliches Einkommen?
  3.  Mit welchen anderen Produkten haben Sie Erfahrungen?
  4.  Wie wichtig ist Ihnen die Rendite?
  5.  Wie wichtig ist Ihnen die Sicherheit einer Geldanlage?

Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem möglichen Fragen, denn bei manchen Robo-Advisors besteht das Onboarding aus 20 bis 30 Fragen. Umso detaillierte diese sind, desto besser kann der digitale Vermögensverwalter anschließen einschätzen, welches Portfolio für Sie die passende Variante ist.

Unterschied Robo-Advisors und Vermögensverwaltung der Bank

Es muss natürlich einen Grund haben, warum sich mittlerweile durchaus nicht wenige Anleger für Robo-Advisors und gegen eine Vermögensverwaltung der Bank entscheiden, die sie vielleicht bis dato genutzt haben. Der offensichtlichste Unterschied ist natürlich der, dass Robo-Advisors ausschließlich digital, also online, arbeiten. Daraus resultiert gleichzeitig ein weiterer Unterschied und vor allem ein großer Vorteil der Online-Vermögensverwalter, nämlich die für den Anleger zum Teil deutlich geringeren Kosten. Während die Kosten bei der klassischen Vermögensverwaltung nicht selten bei über zwei Prozent im Jahr liegen, bewegt sich die Gesamtkostenquote bei den digitalen Vermögensverwaltern aktuell im Durchschnitt im Bereich von 0,7 bis 1,4 Prozent und ist damit zum Teil deutlich niedriger als bei der klassischen Vermögensverwaltung.

Ein weiterer Unterschied zwischen klassischer Vermögensverwaltung und Robo-Advisors besteht darin, dass die Mindest-Anlagesumme bei den Online-Vermögensverwaltungen wesentlich geringer ist. Die beläuft sich hier auf durchschnittlich 2.000 bis 10.000 Euro, wobei es mittlerweile einige Robo-Advisors gibt, die noch etwas höhere Anlagesummen fordern. Trotzdem ist die Mindesteinlage meistens deutlich geringer als bei der klassischen Vermögensverwaltung, wo Sie nicht selten mindestens 500.000 Euro an Vermögen haben müssen.

Welche Vor- und Nachteile haben Robo-Advisors?

Eine wichtige Frage bei neueren Angeboten ist, welche Vor- und Nachteile bestehen. Bei den Robo-Advisors ergeben sich einige Vorteile bereits aus den zuvor genannten Unterschieden zur klassischen Vermögensverwaltung. In der Übersicht profitieren Sie bei den digitalen Vermögensverwaltungen von folgenden Eigenschaften und Merkmalen:

  •  Moderate Kostenquote
  •  Intensive Befragung
  •  Geringe Mindestanlagesumme
  •  Auswahl aus unterschiedlichen Portfolios
  •  Gesamte Abwicklung digital und zeitsparend
  •  Unkomplizierte Anmeldung
  •  Depotverwaltung durch externen Bank

Während es einige Vorteile der digitalen Vermögensverwalter gibt, muss man etwas länger nach eventuellen Nachteilen suchen. Häufiger wird angeführt, dass bei der digitalen Vermögensverwaltung keine Beratung des Kunden erfolgt. Allerdings ist zu beachten, dass die meisten Anleger, die sich explizit für einen Robo-Advisor entscheiden, gerade diese Beratung gar nicht wünschen, sondern dem Anbieter die Vermögensverwaltung überlassen möchten.

Zum anderen findet auch bei der klassischen Vermögensverwaltung häufig keine Beratung statt, wie es zum Beispiel bei einer Vermögensberatung Fall wäre. Auch dort steht die Verwaltung für den Kunden im Vordergrund, sodass es sich im Prinzip nicht um einen echten Nachteil der Robo-Advisors handelt. Wenn man etwas kritisieren möchte, dann vielleicht die noch nicht individuell genug ausgerichteten Anlagevorschläge bzw. Portfolios.

Nicht wenige Robo-Advisors arbeiten mit fünf unterschiedlichen Portfolios und können damit im Grunde nicht alle Anlegertypen mit ihren jeweils individuellen Einstellungen zu Rendite, Sicherheit und anderen Eigenschaften abdecken. Zieht man allerdings auch hier wieder ein Vergleich zur klassischen Vermögensverwaltung, so ist die Situation dort nicht selten genauso. In der Summe liegen allerdings sicherlich die Vorteile der Robo-Advisors gegenüber eventuellen Nachteilen.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Robo-Advisors ein interessantes Angebot am Markt platzieren. Seit mittlerweile mehr als zwei Jahren haben Anleger die Möglichkeit, ihr Vermögen digital verwalten zu lassen. Die Kosten sind meistens genauso gering wie die Mindesteinlage, wenn ein Vergleich zur klassischen Vermögensverwaltung gezogen wird. Die Sicherheit ist ebenfalls in Form einer externen Depotverwaltung durch eine Bank gewährleistet, sodass es nachvollziehbar ist, dass sich Anleger vermehrt für die Online-Vermögensverwalter entscheiden.

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